„Das Schlimmste – die Sünde gegen den heiligen Geist – ist, wenn die Intellektuellen es versuchen, sich ihren Mitmenschen gegenüber als große Propheten aufzuspielen und sie mit orakelnden Philosophien zu beeindrucken. Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann.“
Karl Popper, Begründer des kritischen Rationalismus (1902-1994)
"Orakelnde Philosophien" gibt es viele in der Wissenschaft. Oft gelten sie als Beweis, auf welchem hohen intellektuellen Niveau wissenschaftliche Aussagen angesiedelt sind. Doch ein gedanklicher Olymp wird selten erreicht ... Das zeigt uns Karl Popper, indem er einen Satz von Jürgen Habermas etwas provokativ übersetzt. Hier das Ergebnis, das für sich alleine spricht:
„Theorien sind Ordnungsschemata, die wir in einem syntaktisch verbindlichen Rahmen beliebig konstruieren.“
Jürgen Habermas, Philosoph und Soziologe (* 1929)
„Theorien sollten nicht ungrammatisch formuliert werden; ansonsten kannst Du sagen, was Du willst.“
Übersetzung, Karl Popper
„Meistens ist in sechs bis acht
Wörtern völlig abgemacht.
Und in ebenso viel Sätzen
Lässt sich Bandwurmweisheit schwätzen.“
Christian Morgenstern, Deutscher Dichter (1871-1914)
"Wissenschaftlich schreiben heißt nicht, möglichst kompliziert und verschachtelt zu schreiben. Gerade schwierige Sachverhalte müssen besonders klar und strukturiert erklärt werden." Das schreibt Manuel René Theisen in seinem Standardwerk "Wissenschaftliches Arbeiten".
Trotzdem hält sich hartnäckig das Vorurteil: Je komplizierter die Sprache ist, desto wissenschaftlicher wirkt sie ... Ein großer Irrtum, den wir im Seminar "Schreiben für die Wissenschaft" mit vielen Beispielen aus der Welt schaffen. Denn Theisen hat auch mit einem zweiten Satz recht: "Es entsteht leicht der Verdacht, wer unscharf schreibt, hat auch unklar gedacht."
Dabei lebt das Seminar von der starken Beteiligung der Teilnehmer. Das Konzept wurde an der „Dualen Hochschule Baden-Württemberg“ (DHBW) in Mannheim erfolgreich getestet und bewährt sich seit vielen Jahren. So haben Evaluationen gezeigt, dass die Studierenden besonders die aktive Mitarbeit zu schätzen wussten.
Kooperationspartner: MethoDactics
Die Methode: Wer Erkenntnisse durch eigenes Feilen an Texten gewinnt, wird sie langfristig in der Praxis gut umsetzen. Daher nimmt sich der Dozent zurück und lässt die Gruppe möglichst selbstständig arbeiten. Sie macht sich auf den Weg - und ist Satz für Satz schneller in der Lage, Fallstricke zu erkennen. Der Dozent moderiert den Prozess und räumt größere Brocken aus dem Weg. Auf diese Weise lernen (angehende) Wissenschaftler, ihre Inhalte leserfreundlich zu verpacken.
Erläuterung: Der Hauptsatz bricht sofort nach dem Subjekt ab ("Keynes"). Es folgt ein zweifaches Verschachteln durch Relativsätze (orange + grün), die von der ersten Sinnebene des Hauptsatzes wegführen (Verwirrung!). Dann kommt nach der langen Sperrung erst das Prädikat ("verbindet"), das den Hauptsatz wieder aufnimmt (rot). Schon an dieser Stelle kann der Sinnzusammenhang verloren gehen. Doch damit nicht genug: Ein weiterer Relativsatz schließt sich an (orange) und unterbricht den Gedankengang, dessen Auflösung erst in der letzten Zeile erfolgt (3. Teil des Hauptsatzes / rot).
Erläuterung: Diese Phase lässt sich flexibel gestalten. Die Teilnehmer formulieren eigene Entwürfe, die auf einem Datenstick gespeichert werden. So lassen sich die neuen Sätze mit einem Beamer an die Wand projizieren, um sie in der großen Runde zu besprechen und zu verbessern. Oder es entwickelt sich nur ein Gespräch, bei dem die Schwächen des verschachtelten Satzes deutlich werden.
Erläuterung: Fließende Nebensätze zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Struktur einer Treppe ähnlich ist, die semantisch auf ein Ziel hinführt, ohne unnötige Sprünge im gesamten Gedankengang auszulösen. Es kommt auf den richtigen Fluss im Satz an: Zeitablauf und Kausalität sollten sich auch im Satzgefüge widerspiegeln, die Sinnebenen nicht durcheinander geraten, und der rote Faden vom ersten bis zum letzten Wort erkennbar bleiben. Haben Sie diese beiden Sätze gut verstanden? Dann wissen Sie jetzt, wie fließende Nebensätze funktionieren.
Interesse? Rufen Sie an: 0162/819 20 23
Natürlich Studierende, die von Anfang an auf einen guten Stil beim wissenschaftlichen Schreiben wert legen. Genauso Wissenschaftler, die aus Schreibroutinen ausbrechen wollen - und die Absicht haben, dem Nachwuchs Kriterien für flüssige Sprache zu vermitteln. Am besten kümmern sich Doktoranden oder Diplomanden früh um dieses Thema, damit sie bei ihren Prüfungstexten glänzen - und sprachlich keinen Schiffbruch erleiden. Auch Universitäten und andere akademische Ausbildungseinrichtungen profitieren für ihre Studierenden von diesen Seminaren.
Der Prozess steht im Mittelpunkt: Schritt für Schritt erarbeiten sich die Teilnehmer Rüstzeug, um einen flüssigen Stil für wissenschaftliche Texte zu entwickeln. Kollegiale Kritik prägt das Seminar, wobei eine freundliche Wertschätzung gepflegt wird.
Dabei stehen bestimmte Aspekte des akademischen Schreibens immer im Mittelpunkt:
Dabei im Fokus:
Das Seminar lässt sich ganz individuell nach den Bedürfnissen des Kunden gestalten. Denkbar sind Inhouse-Veranstaltungen oder Workshops in einem Seminar-Hotel. Genauso kann ein Bildungs-träger die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Der zeitliche Rahmen ist abhängig von der beabsich-tigten Tiefe des Seminars: